Kiefer-Wissen
Zähneknirschen & Kieferbeschwerden
Immer mehr Menschen leiden an Verspannungen im Kiefer, die mit Schmerzen, Zähneknirschen oder Zähnepressen einhergehen können. Ich nenne dieses Erscheinungsbild ‚Kiefer-Stress‘, da sich der Kiefer in einem Schutz-Verteidigungsmodus befindet, was eine Stressreaktion auslöst. Erwiesener Weise signalisiert eine Anspannung der Kaumuskulatur im Gehirn ‚Gefahr‘, wodurch eine Muskelkontraktionskette ausgelöst wird, die sich durch den gesamten Körper zieht – vom Kiefer bis zu den Zehen. Der Zweck ist der Schutz von Gehirn und Rückenmark durch das Muskel-Faszienkorsett.
Dieser körperliche Schutzmechanismus ist uralt und tief im menschlichen Reptiliengehirn verankert. Eine drohende Gefahr lässt uns also automatisch die Zähne aufeinanderbeißen. Wie war das bei der letzten Gehaltsverhandlung oder beim vergangenen Beziehungsstress? Hast du die Kommunikation als angenehm und aufgeschlossen empfunden oder hast du dich durch die Situation ‚gebissen‘? Konntest du deine Argumente aussprechen, oder hast du dir lieber auf die Zunge gebissen? Konntest du deine Emotionen ausdrücken oder hast du diese doch zähneknirschend hinuntergeschluckt?
Auch wenn wir heute keinen lebensbedrohlichen Gefahren mehr ausgesetzt sind, so gibt es eine viel subtilere Gefahr, die über 90% aller Krankheiten auslöst und dabei als ‚normal‘ gilt: Stress. Während der letzten 12 Jahre waren sich die wenigsten meiner Patienten bewusst, wie hoch ihr Stresslevel tatsächlich ist. Vor allem Frauen sind davon noch stärker betroffen, was aus meiner Sicht viel mit dem heutigen Rollenbild der Frau und der ständigen Mehrfachbelastung durch Beruf, Familie und Gesellschaft zu tun hat. Viele Frauen kämpfen heute weitaus verbissener als Männer ohne dabei die wahre innere Kraft zu nutzen. Der Kiefer ist ein Speicherort für Emotionen und Gefühle und steht in engem Zusammenhang mit dem Selbstausdruck und der inneren Wahrheit. Aus diesem Grund ist es unabdingbar, Kiefer-Stress nicht nur auf körperlicher Ebene zu behandeln, denn das ist nur die Projektion einer tieferen Ursache. Damit meine ich nicht unbedingt Traumata aus der Kindheit, der Geburt oder Unfälle – obwohl diese Erfahrungen ebenso im Kiefer gespeichert werden -, sondern viel subtilere Ebenen, wie nicht gesehene Emotionen, nicht gefühlte Gefühle und schädliche Gedankenmuster, die uns nicht bewusst sind.
Auf körperlicher Ebene spielt bei Kiefer-Stress, Zähneknirschen und Kieferproblemen die Zunge eine maßgebliche und oft unterschätzte Rolle. In Ruhe stabilisiert Sie den Unterkiefer und hält ihn in einer entspannten Position – in der sogenannten Ruheschwebelage. Das ist allerdings nur möglich, wenn sie sich in der natürlichen, gesunden Position befindet. Zusätzlich stimuliert der Zungendruck die parasympathischen Nerven im Gaumen, was eine Entspannungs- und Erholungsreaktion im gesamten Körper auslöst. Die Zunge wirkt somit effektiv Kiefer-Stress entgegen und beugt Kieferverspannungen vor. Mithilfe von Kiefer Yoga werden Zunge, Kiefer und Atmung wieder in Balance gebracht. Die Kombination aus Mental- und Bewusstseinstraining und Kiefer-Meditationen fördert die Stressresilienz, den Selbstausdruck und den Zugang zur inneren Weisheit. Damit können die Ursachen von Zähneknirschen und Kiefer-Stress nachhaltig behoben und das innere Lächeln wieder befreit werden!
Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)
CMD ist keine endgültige Diagnose, auch dann nicht, wenn du sie schon seit mehreren Jahren trägst!
In den letzten 10 Jahren habe ich hauptsächlich mit Menschen gearbeitet, die an ‚CMD‘ litten, d.h. mit Schmerzen und Funktionsstörungen im Kieferbereich zu mir kamen. Oft hatten sie schon Therapiemarathons hinter sich, ohne den erwünschten Erfolg.
Aus meiner Erfahrung leiden viele Menschen, die die Diagnose ‚CMD‘ gestellt bekommen haben, vor allem unter einem muskulo-faszialen Ungleichgewicht, welches sich meist relativ einfach beheben lässt. Nicht zu vernachlässigen ist die mental-emotionale Komponente, die durch die Symptome und Schmerzen im Zellgedächtnis manifestiert ist. Deshalb ist es wichtig, bei CMD einen ganzheitlichen Ansatz zu wählen, der einerseits die körperlichen Faktoren (Muskeln, Faszien, Energiebahnen) und andererseits die mentalen und emotionalen Begleiterscheinungen miteinbezieht.
Aufgrund der Komplexität und Vielfältigkeit der Symptome musste ich häufig eine hohe Einschränkung der Lebensqualität beobachten. Deshalb ist es mir besonders wichtig, neben einer eingehenden, umfassenden Diagnostik, ein offenes Ohr für deine Sorgen und Beschwerden zu haben. Ich lege viel wert auf eine positive, wertschätzende zwischenmenschliche Beziehung, die oft ungeahnte Ressourcen freisetzen kann!
Zahnfehlstellungen und Zahnspange
Eine kieferorthopädische Behandlung (Zahnspange) kann durch eine Myofunktionelle Therapie optimal unterstützt werden, damit
1. Die Zähne nach der Zahnspange in der gewünschten Position bleiben
(Rezidivprophylaxe).
2. Die Zahnspange schneller die gewünschten Ergebnisse bringt.
3. Anpassbeschwerden beim Nachstellen der Zahnspange vorgebeugt werden.
Aus meiner Erfahrung gehen die meisten Zahn- und Kieferfehlstellungen mit Funktionsstörungen der Zunge, der Gesichtsmuskulatur, der Atmung und des Schluckens einher. Ist die Balance zwischen den Muskeln im Mund-Kiefer-Gesichtsystem gestört, werden Zahnfehlstellungen begünstigt. Du kannst dir das so vorstellen: Die Zunge bringt beim Schlucken eine Kraft von 2-3 kg auf. Wird diese Kraft fehlgeleitet, z.B. gegen die vorderen Schneidezähne, dann weichen die Zähne diesem Druck und wandern nach vorne. Ist außerdem kein Lippendruck vorhanden, weil vorwiegend durch den Mund geatmet wird, fehlt hier der Gegendruck der Lippen von außen noch zusätzlich und die Zähne bewegen sich noch weiter nach vorne. Dies ist ein Beispiel, denn die Muskeln können Zähne und Kiefer auf viele unterschiedliche Arten verformen.
Vor allem ein langes Trinken aus der Flasche und die Verwendung von ungeeigneten Trinkhilfen fördern ein falsches Schluckmuster. Meiner Meinung nach sollten Babyflaschen langsam abgewöhnt werden, sobald die ersten Zähne durchbrechen. Sogar allein das Fläschchen am Abend kann die Weiterentwicklung der Zungenfunktion behindern und später zu Zahnfehlstellungen führen.
Tipp für Eltern: Kinder imitieren das Schluckmuster, sowie die Zungenruhelage und die Atmung der Eltern! Aus diesem Grund ist es auch für Eltern sehr wichtig, an diesen Dingen zu arbeiten, um gute Vorbilder zu sein!
Ich empfehle Kiefer Yoga bereits für Kinder, um die Muskelfunktion von Gesicht, Zunge und Kiefer optimal zu fördern. Wenn bereits Anzeichen für Zahnfehlstellungen bestehen oder eine Zahnspange geplant ist, ist es sinnvoll eine Myofunktionelle Therapie durchzuführen. Dazu kannst du mich gerne kontaktieren!
Schnarchen
Laut Angaben der American Academy of Dental Sleep Medicine (AADSM) schnarchen 40% der Männer, 24% der Frauen und sogar 10-12% der Kinder regelmäßig. Schnarchen gilt oft als harmlose Volkskrankheit, die zwar lästig für den Bettpartner ist, ansonsten aber keine gesundheitlichen Risiken birgt. Doch das ist eine Fehlannahme! Warum?
Ab einem Dauerschallpegel von 60 Dezibel treten Stressreaktionen im Schlaf auf, wobei lautes Schnarchen sogar bis zu 80 Dezibel laut sein kann. Stress entsteht beim Schnarcher selbst UND beim Bettpartner.
Außerdem kann sich aus dem gewöhnlichen Schnarchen eine obstruktive Schlafapnoe entwickeln, deren gesundheitsschädlichen Auswirkungen vielfach bestätigt sind. Beim „normalen“ Schnarchen kommt es im Gegensatz zur obstruktiven Schlafapnoe zu keinen Sauerstoffabfällen aufgrund von Atemaussetzern (Apnoen). Diese entstehen meist durch die Erschlaffung der Zungen- und Rachenmuskulatur, was zu einer kurzen, vollständigen oder teilweisen Verlegung der oberen Atemwege führt. Diese Atemaussetzer erzeugen einen Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut und stören die Schlafqualität, da es immer wieder zu körperlichen Weckreaktionen kommt. Dies kann 10x pro Stunde für mindestens 10 Sekunden der Fall sein.
Natürlicher Ansatz bei Schnarchen
Den Studien von Dr. Engelke zufolge stellen Zunge und Atmung entscheidende Faktoren in der Entstehung der Schnarchgeräusche dar. Deshalb lege ich in der Therapie des Schnarchens den Fokus auf die natürliche Zungenposition, sowie eine gesunde Atemweise. Vor allem "Allround-Schnarcher", also Menschen, die in allen Positionen und immer schnarchen, konnten mit diesem Ansatz großartige Ergebnisse erzielen, die auch im Schlaflabor bestätigt wurden.